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Gedenktag – 50 Jahre RAF-Anschlag auf die Deutsche Botschaft in Stockholm 1975

Gedenkplakette, © Deutsche Botschaft
Am 24. April 1975 erschütterte ein Terroranschlag die Deutsche Botschaft in Stockholm. Mitglieder der linksextremen Rote-Armee-Fraktion (RAF) besetzten die Botschaft und nahmen Geiseln. Zwei Diplomaten wurden ermordet und mehrere Personen verletzt, als die Sprengladung der Terroristen nach einer zwölfstündigen Besetzung explodierte. Genau 50 Jahre später wurden die Opfer des Terroranschlags mit einem Gedenktag an der Deutschen Botschaft geehrt.

Anwesend waren an diesem Tag vor allem Personen, die direkt von den Ereignissen betroffen waren: Angehörige der Opfer, damalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Botschaft, schwedische Polizeibeamte, Feuerwehrleute und Journalisten, die an diesem Tag im Einsatz waren – viele mit schmerzhaften Erinnerungen, aber auch dem Wunsch, zusammenzukommen und zu gedenken.
Am Vormittag, ungefähr zur gleichen Zeit, als die Botschaft angegriffen wurde, fand eine würdige Zeremonie vor der Botschaft statt. Die Fahnen wehten auf Halbmast und das Musikkorps der schwedischen Leibgarde untermalte die Zeremonie mit stimmungsvoller Musik. Die deutsche Botschafterin Christina Beinhoff und Vertreter der deutschen und schwedischen Regierung sowie des BKA enthüllten eine neue Gedenktafel, die zur ständigen Erinnerung an diesem Ort dienen soll.

In ihrer Rede sagte die Botschafterin: „Dies war nicht nur ein Angriff auf einzelne Personen – es war ein Angriff auf den Kern unserer demokratischen Gesellschaft. Die Ereignisse von 1975 erinnern uns daran, wie verletzlich die demokratische Ordnung sein kann – und wie entscheidend es ist, sie zu bewahren. Freiheit und menschliche Würde zu verteidigen erfordert sowohl Überzeugung als auch Urteilsvermögen.“
Staatssekretär Dag Hartelius sprach vielen Schweden aus dem Herzen, als er beschrieb, wie er die dramatischen Ereignisse am 24. April 1975 im Fernsehen und Radio verfolgte: „Es war fast unvorstellbar, dass so etwas Gewalttätiges und Beängstigendes in unserem Land, in unserer Hauptstadt passieren konnte – gerichtet gegen unsere deutschen Schwestern und Brüder. Der Schmerz dieses Tages begleitet uns noch immer.“

Die Pressesprecherin der Botschaft, Dr. Clarissa Blomqvist, eröffnete außerdem eine Ausstellung mit historischen Bildern am Botschaftszaun, die über die dramatischen Ereignisse, ihren Hintergrund und ihre Folgen informieren.
Am Nachmittag veranstaltete die Botschaft eine Filmvorführung und eine Podiumsdiskussion im vollbesetzten Stockholmer Filmhaus. Dort wurde eine exklusive Kurzversion der neuen Dokumentation „Terror an der Botschaft“ gezeigt, eine erfolgreiche schwedisch-deutsche Co-Produktion für ZDF/Arte und SVT.

Im Anschluss an die Vorführung diskutierten wir mit Angehörigen und Experten, welche Auswirkungen dieses Ereignis bis heute hat – für sie persönlich und für den freiheitlichen Rechtsstaat.
Die Tochter des ermordeten Handelsattachés, Viveka Hillegaart, und der Sohn des ermordeten Verteidigungsattachés, Clais von Mirbach, stellten die lange vernachlässigte Perspektive der Opfer dar. Der RAF-Experte Dr. Butz Peters und Jens Nordqvist, Mitautor eines Buches über den Botschaftsanschlag, erläuterten den historischen Hintergrund des Terrorismus in den 1970er Jahren, die Forderung der Terroristen, dass inhaftierte RAF-Mitglieder aus deutschen Gefängnissen freigelassen werden sollten, sowie die Entscheidung der Bundesregierung, sich nicht erpressen zu lassen.
Nicht zuletzt die abschließende Frage, welche Lehren Politik und Gesellschaft aus dem Anschlag ziehen können, sorgte für großes Engagement auch aus dem Publikum.
Wir danken all denen, die am Gedenktag teilgenommen, ihre Erinnerungen und Trauer geteilt haben, und denen, die aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen möchten.